Die Ästhetik des Widerstands – zumindest in der gleichnamigen Ausstellung in Berlin – wirkt roh. Bauholzrahmen mit Span- oder Rigipsplatten, an denen Monitore, Plakate, Poster in Bilderrahmen hängen. Die Ausstellung erscheint zunächst wahllos, fragmentiert, zusammenhanglos.

Widerstand beginnt jedoch oft genug in der (vermeintlichen) Privatsphäre des Untergrunds, zeigt sich nur selten im Hochglanzcover und manifestiert sich zunehmend dezentral. In der medial geprägten Kultur des 21. Jahrhunderts ist gerade diese Dezentralität zugleich Fluch und Segen.

Der Versuch der Ausstellung, die politisch-künstlerischen Äußerungen und Ausdrucksformen von KünstlerInnen, die sich mit dem Werk von Peter Weiss beschäftigt haben, zusammen zu führen, bleibt in der Darstellung zwangsläufig fragmentarisch. Diese Zersplitterung gehört zum Konzept – oder zumindest scheint dies so.

In den Abbildungen zur ursprünglichen Ausstellung in Wien erscheint das Ausstellungskonzept durchdringbarer, zugänglicher. Das mag an den Fotos im Begleitheft zur Ausstellung liegen. Vielleicht aber lässt sich eine Ästhetik des Widerstand nicht so einfach transportieren, die Ausstellung nicht ohne Lokalisierung exportieren? Vielleicht ist aber gerade diese (fehlende?) Anpassung die für Berlin – und seinen immer noch nicht vollkommen angepassten Underground – exakt passende Lokalisierung?

Impressionen der Ausstellung “Die Ästhetik des Widerstands”

Auch wenn die Konzeption der Berliner Ausstellung die Rezeption der Werke nicht gerade vereinfacht – die gezeigten Exponate sind sicherlich (mindestens) einen Besuch wert.

Das verbindende Element der Ausstellung ist das Hauptwerk von Peter Weiss: “Die Ästhetik des Widerstands” – eine umfangreiche romanhafte Reflexion zum Verhältnis von Kunst und Politik, die auch schon als “letzter gemeinsamer Nenner der Linken” bezeichnet wurde.

“Eine der zentralen Thesen des Romans von Peter Weiss ist, dass sich durch die Auseinandersetzung mit Werken der Bildenden Kunst und der Literatur neue Modelle für die politische Aktion und für ein Verständnis des Sozialen entwickeln lassen. ”
(Quelle: IG Bildende Kunst Wien)

Neben dem Aspekt des Entwicklungsromans, in dem der Hauptprotagonist durch die kreative Ausbildung zunehmend das Gefühl der Machtlosigkeit verliert – also eine Er-Mächtigung stattfindet – stellt Peter Weiss die Frage, inwiefern Kunst/ Kultur als Nährboden für politischen Widerstand wirken kann:

“Weiss schildert dazu nicht nur die Lebensbedingungen, unter denen Menschen mit Kunst in Berührung kamen. Er beschreibt auch, wie bestimmte Kunst den wenigen Menschen, die sich dem Faschismus widersetzten, Kraft und Orientierung vermitteln und das politische Bewusstsein schärfen konnte.”
(Quelle: Wikipedia)

Die Ausstellung in der Galerie im Turm wirkt diesbezüglich eher assoziativ, indem sie versucht mögliche Aspekte von Widerstand in der Gegenwart aufzuzeigen.

 

Die Ausstellung “Die Ästhetik des Widerstands” wird noch bis zum 23.Juli 2014 in Berlin gezeigt und von diversen Workshops  und Vorträgen begleitet.

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Ort: Galerie im Turm, Frankfurter Tor 1, 10243 Berlin
Öffnungszeiten: Di-So 12:00 – 19:00 h Eintritt: kostenlos