Interaktive Installation im Raum für drastische Maßnahmen, Oderstr. 34, 10246 Berlin: Sophie Innmann + Nadjana Mohr – ANT AGR BER
 
Ein Raum für drastische Maßnahmen. Drastisch drängt sich uns, verstärkt durch die momentane Situation, die Frage nach unserem Verhältnis zu Räumen auf. Ein Raum bietet Schutz, kann aber gleichzeitig einengen oder abschotten. Kurzum, der Raum wird zur Reibungsfläche, zur buchstäblichen Grenze, an die man kommt. Diese Grenzen werden momentan nicht nur körperlich, sondern auch psychisch erfahrbar:
 
Das Fehlen jeglicher Körperlichkeit im digitalen Raum stellt unsere Psyche auf eine harte Probe. Zugunsten der Überstrapazierung der Denkzentrale, erfährt der restliche Teil unserer Körper durch fehlenden Kontakt zu anderen Menschen und generelle eingeschränkte Bewegungsfreiheit eine radikale Entziehungskur. Die Sehn-sucht nach realen Erlebnissen wächst, wir wollen wieder aktiv etwas erleben, nicht nur passive Beobachter*Innen vor einem Bildschirm sein. Unsere Handlungen sollen wieder ein sichtbares Ergebnis zeigen, das mehr ist, als das Klicken zur nächsten Netflix-Staffel.
 
Simple Gesten der Körperlichkeit, der Körperbezogenheit werden zu drastischen Maßnahmen der Befreiung. Wir wollen den Besucher*Innen eine unmittelbare, individuelle Erfahrungsmöglichkeit und Konfrontation mit dem Raum ermöglichen, Grenzen aufzeigen und einreißen, aufgestaute Energie freisetzen. Eine Art Katharsis, die ein gedankliches Abschließen und einen Neuanfang möglich machen soll.
Sophie Innmann: wir trinken zusammen, nicht allein. 2018 MoMa Moskau
Nadjana Mohr; o.T.

Die KünstlerInnen versprechen ein befreiendes Erlebnis und bitten die BesucherInnen, um daran teilhaben zu können darum, ihr angesammeltes, sauberes Altglas mitzubringen.

 

  • Vernissage, 14. November 2020, ab 19 Uhr
  • Ausstellung, 15.November – 05. Dezember 2020
  • Öffnungszeiten während der Ausstellung: Do, 17 – 20 Uhr, Sa, 14 – 17 Uhr – und nach Vereinbarung unter: besuch [at] rpunkt.org
  • Location: Raum für drastische Maßnahmen, Oderstr. 34,10247 Berlin
Nadjana Mohr: Walk to Niehler Freiheit Ko╠e in 2020

Nadjana Mohr lebt und arbeitet in Köln und betreibt dort seit diesem Jahr gemeinsam mit ihrem Partner den Projektraum Stroma. 2017 war sie Mit-Organisatorin von Ja be Jaee, einem deutsch- iranisches Austauschprojekt zwischen Teheran und Karlsruhe, welches sie unter anderem im ZKM (Zentrum für Kunst und Medien) Karlsruhe vorstellte.

Nadjana Mohr begreift ihren Körper als vorhandene bewegliche Skulptur, der in seinen Ausdehnungen und im Vorhandensein auf die Zweidimensionalität zielt, eine Malerei formuliert, einen Anzug trägt oder einen (Film-)Ausschnitt wählt, um sich darin aufzulösen. Ihre Arbeit ist der Versuch, mit einer organisierten Umgebung umzugehen und thematisiert die damit einhergehenden Fragestellungen von Zuordnung, Möglichkeiten der Eroberung und Vereinnahmung von Flächen und Räumen durch das Individuum, der autonomen Selbstbehauptung, immer im Sinne eines Mediums.

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Sophie Innmann CHAPEL 2016-2020, Kunstmuseum Stuttgart

Sophie Innmann

Sophie Innmann lebt und arbeitet an den jeweiligen Orten ihrer aktuellen Projekte. Ihre meist partizipativen Interventionen interpolieren und archivieren Zustände und Manifestationsformen von Zeit, Mobilität und Bewegung. In ihren Installationen gelingt es ihr, die vordergründig konträr scheinenden Konzepte von Ortsspezifik und Ortlosigkeit zu vereinen. Sie visualisiert das Dazwischensein, materialisiert die Lücke und Distanz. Menschliche Handlung, ob ihre eigene oder die der BesucherInnen, wird zum bildgebenden Element.

Neben kuratorischen Projekten wie ANTHROPOZÄNTA, konzipiert Sophie Innmann auch Workshops, z.B. für das Symposium „The Age of Sharing“ an der Universität Koblenz-Landau oder das Friche la Belle de Mai im Rahmen einer Veranstaltung der CEA/Association francaise des commissaires d’exposition (Vereinigung der Ausstellungskurator*innen in Frankreich), im Auftrag des Goethe-Instituts in Marseille. 2019 erschien ihre erste Publikation „Shortcut To The Highway“ im modo Verlag Freiburg.

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Beide Künstlerinnen sind international in Einzel- und Gruppenausstellungen vertreten und wurden für ihre Arbeit bereits mehrfach mit Stipendien, wie z.B. einem Aufenthalt an der Cité Internationale des Arts Paris, ausgezeichnet.

Raum für drastische Maßnahmen

Der Raum für drastische Maßnahmen e.V. versteht sich als Raum der Vermittlung zwischen der künstlerischen Idee und ihrer Verwirklichung sowie als Brücke zwischen Kultur und Alltag. Wir bieten bildenden Künstlern und Künstlerinnen wie auch anderen Kulturschaffenden die Möglichkeit, ihre Arbeiten zu präsentieren und auf diese Weise in einen Dialog mit der Öffentlichkeit zu treten.
 
Die Initiative ist im Frühjahr 2011 aus einem Friedrichshainer Freundeskreis hervorgegangen. Drastisch bezieht sich vor allem auf eine radikale Offenheit. Dies bedeutet zunächst ein extensives Verständnis von der Kunst selbst, von ihrer Freiheit abstrakt oder konkret, bedeutsam oder sinnentleert zu sein. Offenheit meint außerdem eine Entgrenzung der Kunst innerhalb ihrer Disziplinen und Genres, aber auch das Transzendieren ihrer äußeren Grenzen, das Hineinragen der Kunst in den Alltag. 
 
Im Einklang mit diesem Kunstbegriff möchte der „Raum für drastische Maßnahmen“ auch ein offener Sozialraum sein, ein Ort transkultu- reller Begegnung und Interaktion, an dem die Grenzen zwischen Kunstschaffenden, Kunstkennern und Laien gleichermaßen verwischen, wie jene zwischen „Szenezugehörigkeiten“ und Generationen an Bedeutung verlieren.

Raum für drastische Maßnahmen e.V. is a project founded in spring 2011. We consider ourselves as mediators between the artistic idea and its realization and as a bridge between culture and everyday life. We offer artists the opportunity to showcase and share their work and enter into dialogue with the public.

By saying “drastic” [“drastisch”], we refer particularly to an essential openness. First of all, this affects our understanding of art itself, of its freedom to be abstract or concrete, meaningful or devoid of meaning. Openness also relates to a blurring of traditional boundaries between art forms and the breakdown of barriers between art and daily life. In accordance with these ideas, Raum für drastistische Maßnahmen wants to be a shared social space and a place of transcultural encounter and interaction.

Raum für drastische Maßnahmen
Oderstr. 34, 10247 Berlin

Öffnungszeiten | opening hours:
Donnerstag 17 – 20 Uhr und Samstag 14 – 17 Uhr
thursday, 5 – 8 pm and saturday 2 – 5 pm

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