Aphrodite – Tinte und Kohle auf Leinwand von Cornelia Es Said
Das Modell einer Malerin beschreibt ihre subjektive Erfahrung, als sie für ein erotisches Gemälde Modell steht / liegt / sitzt
modell sitzen-stehn-liegen…
ich stehe modell
ich stehe modell für eine erotikproduktion
ich stehe modell für eine erotikproduktion einer freundin
ich stehe modell für eine erotikproduktion einer freundin in kohle und oel
modellstehn ist arbeit. modellstehn ist stillstehn. modellstehn ist betrachtet werden. modellstehn ist ein transformatorischer prozess…
die malerin gibt den startschuß
ich bringe mich in einen gelösten zustand.
wir sprechen über ihre vorstellungen und erwartungen.
ich versuche zu verstehn, was sie malen will.
wir entwickeln ein bild, eine imagination, eine evocation, eine fantasie…
ich suche eine pose
die malerin modelliert mich
wir finden eine pose
die pose wird besprochen
die pose wird geformt
die pose bekommt ein vorstellungbild, eine fantasie
die pose und die fantasie müssen mir gefallen, besonders die fantasie…
die pose muß realisierbar sein.
die pose sollte eine innere logik haben, finde ich
die pose entwickelt sich
die pose muß eine weile gehalten werden
die malerin positioniert sich
die malerin bestimmt perspektive bildausschnitt und material
die malerin schaut genau hin
die malerin malt
ich stehe in pose
ich imaginiere
ich entspanne mich in die pose hinein
ich mache es mir in der pose bequem
ich genieße den interessierten blick
ich genieße das intresse
die malerin malt
jede pose beginnt nach einer weile zu schmerzen, jede auf eine andere art. mal schläft der fuß ein oder der arm, mal zerrt die schwerkraft an einem gelenk, mal drückt eine stelle wie wundgelegen oder der hals verspannt sich…
aber ich will die pose mit leichtigkeit und heiterkeit halten.
dafür habe ich die fantasie…
wenn die fantasie blasser wird, versuche ich die aufmerksamkeit von der stelle die wehtut abzuziehen und mein bewußtsein in eine andere körperregion zu lenken, wo ich entspannen kann und die fantasie wieder aufblüht….
das funktioniert eine weile, dann wird die fantasie wieder blass und ich fange an, mit den möglichkeiten der schwerkraft zu spielen. zb lege ich mein gewicht vom durchgestreckten bein aufs gebeugte bein, weil das durchgestreckte knie mein ganzes gewicht nicht so lange schmerzfrei erträgt. das das knie fühlt sich augenblicklich, aber das gebeugte bein muß jetzt mein ganzes gewicht tragen. also das ist harte arbeit. nur eine kurzzeitlösung. ich verlagere das gewicht ohne mich dabei zu bewegen. vor und zurück, mal alternierend, mal so lang es geht…ich frage mich, ob die malerin den unterschied bemerkt…eigentlich müßte sie…
ich lege den fokus meiner aufmerksamkeit auf eine andere körperregion um mich von den knieproblemen abzulenken. ich verstehe den akt als besondere yogaform und konzentriere mich auf die fantasie. deswegen muß mir die fantasie besonders gefallen. Ich brauch die gewissheit, dass es gut für mich ist, so lange wie möglich in dieser energie zu verweilen. die fantasie muß genießbar sein…
kurz bevor es gar nicht mehr geht, fange ich ein bißchen an zu jammern. die malerin sagt mir dann gewöhnlich, wie weit sie mit der skizze ist und ich entscheide, ob ich durchhalten will oder eine pause brauche.
pausen sind möglich, aber danach muß die pose wieder genau stimmen, das ist nicht einfach und die wunden punkte der pose sitzen wieder an den gleichen stellen und sind nach der pause auch schneller wieder wund als beim erstenmal…wenn die künstlerin schon ziemlich viel geschafftt hat, mache ich deswegen lieber einfach weiter solang es geht…
nach einer pause fühlt sich die fantasie auch manchmal ein bißchen unfrisch an, ein bißchen abgenutzt, ein bißchen gewollt. das mag ich nicht so…
allerdings, wenn es eine pause gibt, kann ich das bild anschauen. sie malt mich immer schöner, als ich erwartet hab, das motiviert mich …wasser für die narzissen…
ich weiß nach der pause, an welchen partien sie noch arbeitet und dann kann ich die anderen regionen ein bißchen vernachlässigen, spannung herausnehmen und mich auf die teile meines körpers konzentrieren, die sie malt. aber ich glaube, das geht anatürlich auf kosten der gesamtspannung und es geht auch ein bißchen auf kosten der fantasie; also mache ich lieber keine pause wenns geht…
sie macht auch fotos von mir. ich glaube ja, es ist besser wenn sie die fotos gleich zu anfang macht, aber das tut sie nicht immer…manchmal macht sie das foto erst, wenn ich gar nicht mehr kann. dann krieg ich nen schreck, wenn ich das foto sehe, aber sie will vielleicht nur ein bestimmtes detail oder das licht…
wenn die skizze fertig ist, fühl ich mich oft, als hätt ich eimerweise kohlen in den 4ten stock geschleppt. fertig und leer.
sie malt sehr schöne sexy und erotische bilder von mir, das sehe ich natürlich auch gern.
einmal war die skizze so gut, dass sie nicht weitergemalt hat, sondern die kohlezeichnung einfach gelassen hat.
wenn sie weitermalt, malt sie vom foto während ich mich entspanne und schöne gedanken denke.
und ich denke darüber nach, wieviel in den fertigen bild eigentlich mein körper ist, wieviel pose, die ja eine koproduktion von uns beiden ist, wieviel meine fantasie, wieviel der blick, die gewählte perspektive, das material, die farben und die handwerkskunst von connie…
und dann das auge des betrachters…
ich freu mich immer, wenn das bild fertig ist und habe auch gleich lust, für ein neues zu stehen…
Von der Intimität des Ateliers zur Kraft des kollektiven Ausdrucks – entdecke die nächste Ebene künstlerischer Exploration im ‘Salon de Refusées’ bei krautART. Diese Ausstellung bietet eine Plattform für die Stimmen, die sich in den Schatten der Kunstwelt bewegen, und erweckt sie in einer dynamischen Umgebung zum Leben. Sei Teil dieser einzigartigen Erfahrung und tauche ein in die Welt der unkonventionellen Kunst. Wir sehen uns am 29. Februar!
SALON DE REFUSÉES
The "Salon de Refusées" is an art initiative inspired by the historic 1863 Paris exhibition. It's a platform celebrating female (read) artists who've faced rejection, turning exclusion into empowerment. Our project is dedicated to showcasing art in its most authentic form, creating a space where diverse voices and stories are seen and revered. Join us in this artistic uprising, where each piece adds to our resilience and the unyielding spirit of creativity.